Jana Bürger
Jana Bürger
Jana wurde 1984 in Breshnew, UdSSR, geboren, einer Stadt in der Republik Tatarstan, die inzwischen in Naberezhnye Chelny umbenannt wurde. Jana hat in Kasan und Moskau, Russische Föderation, gelebt und studiert, bevor sie nach Greifswald, Deutschland, zog, wo sie seit 2013 lebt. Sie begann 2014 mit dem Bachelorstudium Bildende Kunst und Slawistik an der Universität Greifswald und stellt seit 2016 in Gruppenausstellungen aus, nahm an Kunstresidenzen teil und bereitet sich derzeit auf ihre erste Einzelausstellung vor. Sie ist Mitglied im Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e.V. im BBK und nimmt als Menteé am mentoringKUNST 2020-2022 MV Programm teil.
Geboren in einer Stadt und einem Land, die nicht mehr existieren, ist Janas künstlerische Praxis von Themen der Erinnerung und der Reproduktion der Vergangenheit geprägt. In ihrer Arbeit untersucht sie, wie solche Reproduktionen zu Verzerrungen der Realität führen und konzentriert sich darauf, das Unsichtbare sichtbar zu machen. So ist sie als Künstlerin z.B. Teilnehmerin am Projekt: Picturing Postsocialism: A visual anthropology study on the affective dimensions of “renovation” of panel homes in Moscow and Berlin. (https://www.sfb-affective-societies.de/assoziierte/assoziierte-projekte/Picturing-Postsocialism/index.html)
Jana ist vielseitig in verschiedenen Medien tätig, darunter Malerei, Grafik, Druckgrafik, Collage, Fotografie, Stickerei und Installationskunst.
Gruppenausstellungen
2021
Kunst: Offen, Rittergut Bömitz
2021
NEUE MITGLIEDER, Ausstellung der Neumitglieder im Künstlerbund MV, Kulturforum Schleswig-Holstein-Haus, Schwerin
2019
UMDRUCK - Kunst nach Kunst, im Rahmen von „KUNST HEUTE“, Caspar-David-Friedrich-Institut, Greifswald
2016
HOW DEEP IS THE OCEAN? HOW HIGH IS THE SKY?, CIRCUS EINS, Putbus
2016
INSOMNALE, Wettbewerbsausstellung junger Kunst in Mecklenburg-Vorpommern, Caspar-David-Friedrich-Institut, Greifswald
E-Mail: jana.buerger.1234gmailcom
Instagram: www.instagram.com/jana_buerger_art
unHEIMlich schön - Romantik der Plattenbauten
Der Titel „unHEIMlich schön“ kokettiert mit den unterschiedlichen Bedeutungen, welche durch die beiden Wörter ausgedrückt werden können. Betrachtet man beide Wörter als Wortverbindung, hat „unheimlich“ einen intensivierenden Effekt auf „schön“ und bedeutet, dass etwas besonders schön ist. Werden dagegen beide Wörter einzeln betrachtet, steht „unheimlich“ dafür, dass ein unbestimmtes Gefühl der Angst oder des Grauens hervorgerufen wird und „schön“ bedeutet ganz im Gegensatz dazu, dass etwas in seiner Art besonders reizvoll, ansprechend oder sehr angenehm auf Auge oder Ohr wirkt. Zusätzlich steckt in dem Wort „unheimlich“ auch das Wort „Heim“, welches als Wohnung oder Zuhause unter dem Aspekt von Geborgenheit und angenehmer Häuslichkeit gesehen werden kann. Weiterhin zählt „unheimlich“ zu den Eigenschaften, mit denen die Romantik charakterisiert wird. So strahlen beispielsweise die Bilder von Caspar David Friedrich auch etwas Unheimliches aus, etwa die Grabkreuze vor einer Ruine oder der dunkle Wald in welchem Wanderer unterwegs sind. Und trotzdem wohnt seinen Bildern eine Schönheit inne.
Diese verschiedenen Aspekte und Gegensätze greife ich in meinem ortsspezifischen Projekt über Greifswald auf. Greifswald ist eng mit dem Namen Caspar David Friedrich verbunden, der hier viele Jahre lebte und in seinen Bildern immer wieder Greifswalder Stadtansichten und insbesondere die Klosterruine Eldena als Motiv aufgriff. Sein Andenken und ein attraktives Stadtzentrum ziehen jährlich viele Touristen an. Auch den Einwohnern der Innenstadt wird ein hohes Maß an Lebensqualität geboten. Doch es gibt auch die Außenbezirke, die stark von dem Wohnungsbauprogramm der DDR geprägt sind und in denen der überwiegende Teil der Stadtbevölkerung lebt. Trotz aller bisherigen Anstrengungen ist die Plattenbau-DNA unverkennbar.
In meinem Projekt „unHEIMlich schön“ setze ich mich deshalb mit der Ästhetik von Plattenbauten auseinander. Ich selbst bin in Naberezhnye Chelny in Russland (früher hieß die Stadt Breshnew und lag in der Sowjetunion) geboren und zwischen Plattenbauten aufgewachsen. Die Stadt wurde auf dem Reißbrett entworfen und als Stadt der Zukunft gebaut – ein perfektes Beispiel für kommunistischen Urbanismus. Gegenüber unserem Haus stand die sogenannte "Chinafrau", ein 9-stöckiger Plattenbau, der im Volksmund wegen seiner Länge nach der Chinesischen Mauer benannt wurde. Die einzige Möglichkeit, auf die andere Seite des Gebäudes zu gelangen, war ein Tunnel in der Mitte des Hauses, durch den selbst Lastwagen fahren konnten. Als ich nach Greifswald zog, fühlte ich mich unangenehm an meine Heimat erinnert: Aus den Fenstern meiner deutschen Wohnung sah ich Breshnew/Naberezhnye Chelny. Die Plattenbauten im Ostseeviertel sehen aus, als wären sie zu DDR-Zeit eingemottet worden. Lediglich die Farbe wurde aufgefrischt, Aufzüge angebaut und bunte Graffiti an den Enden der Gebäude angebracht.
Innerhalb meines Projektes entstand die Fotoserie „Romantik der Plattenbauten“. In Vorbereitung darauf habe ich mit Hilfe einer Installation einen Plattenbau aus dem Ostseeviertel nachempfunden. Diese Installation habe ich dann vor der Ruine des mittelalterlichen Klosters Eldena – dem Motiv welches durch Caspar David Friedrich zu einem Sinnbild für die Romantik wurde – aufgebaut. In den entstandenen Fotos konnte ich die Plattenbauten in Kontrast zur touristischen Sehenswürdigkeit setzen.