Neue App „Perfect Match! Bode-Museum“

Beim Erkunden der neuen App im Bode-Museum, © Karl Mühlbach

Die Objekte, die heute im Bode-Museum zu sehen sind, waren ursprünglich nicht für die Ausstellung in einem Museum bestimmt. Jedes von ihnen hat eine individuelle Herkunft, eine eigene Biografie. Um seine Sammlungen dem Publikum des 21. Jahrhunderts in ungewöhnlichen Formaten zugänglich zu machen, präsentiert das Bode-Museum die neue App „Perfect Match! Bode-Museum“. Die App ist das Ergebnis eines gemeinsamen Seminars des Caspar-David-Friedrich-Instituts der Universität Greifswald und des Bode-Museums, unter der Leitung von Prof. Dr. Isabelle Dolezalek (Kunstgeschichte) und Dr. María López-Fanjul y Díez del Corral (Kuratorin der Sammlungen Italien ab 1500 und Spanien sowie Outreach). Seit dem 21. November 2022 ist die App kostenlos für Android und iOS erhältlich.

„Perfect Match! Bode-Museum“ ist das Ergebnis neuer Wege in Forschung und Museumsarbeit. Das Format baut spielerisch Berührungsängste und Hemmschwellen ab, in dem es Kunstobjekten ein Gesicht gibt. Die App greift dabei auf das bekannte Prinzip von Dating-Apps zurück. Nutzer*innen können sich für oder gegen das Kennenlernen eines Objekts entscheiden, indem sie nach links oder rechts „swipen“. Digital werden die Besucher*innen auf diese Weise interessengeleitet mit Museumobjekten zusammengeführt: Die App-Nutzer*innen können nach ihren persönlichen Vorlieben auswählen, welche Objekte ihnen gefallen oder auch nicht gefallen. Findet auch das Objekt den oder die Nutzer*in interessant, kommt es zum „Match“ und ein persönlicher Chat öffnet sich. Das Museumsobjekt lädt außerdem zum persönlichen Kennenlernen in den Ausstellungsraum ein. Vor Ort am Original kann der Chat dann vertieft werden – was sich als emotional, lustig, ernst oder einfach informativ erweisen kann.

Die Inhalte der App, die auf den aktuellen kunsthistorischen Ansätzen der Provenienzforschung und der Objektbiografie basieren, wurden von Greifswalder Studierenden der Kunstgeschichte recherchiert. Im direkten Dialog erfahren die Besucher*innen zum Beispiel, dass Tilman Riemenschneiders heute holzsichtigen Evangelistenfiguren früher bunte Oberflächen getragen haben. Ein Altarretabel aus der Werkstatt Andrea della Robbias aus dem 15. Jahrhundert erzählt von der Nachkriegszeit, als Teile des Kunstwerks in die Sowjetunion verbracht und erst 1958 in die DDR rückgeführt wurden. Eine Statuette des Heiligen Patroklus berichtet, wie es ihr gelang, nach der Französischen Revolution der Plünderung Napoleons zu entkommen. Ein romanisches Portal erwähnt die lokalen Widerstände gegen seinen Ankauf für das Museum. Und schließlich, wenn man das große, mittelalterliche Mosaik aus Ravenna geschickt befragt, verrät es, dass es gar nicht so echt ist wie es aussieht.

„Perfect Match! Bode-Museum“ basiert auf einer Anwendung, die im Rahmen des Verbundprojekts „museum4punkt0 – Digitale Strategien für das Museum der Zukunft“ im Auftrag der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss entwickelt wurde. „museum4punkt0“ wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Das App-Projekt wird gefördert von Museum & Location.


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