Christoph Strittmatter
Christoph Strittmatter
Christoph Strittmatter (geb. 1988) studierte Kunst und Gestaltung und Englisch für das Lehramt an Gymnasien an der Universität Greifswald und schloss sein Studium im Jahr 2020 mit dem 1. Staatsexamen ab. Im Zuge seiner Examensarbeit beschäftigte er sich intensiv mit der expressiven skandinavischen Landschaftsmalerei und untersuchte im Rahmen der praktischen Prüfung im Fach Kunst und Gestaltung Möglichkeiten der Darstellung des ‚Nordischen‘ in den Bereichen Malerei, Druckgrafik und Fotografie. Die künstlerische Fragestellung war hierbei, in welchen Formen sich die ‚nordische‘ Landschaft als Resonanz tatsächlicher Sinneseindrücke in der bildenden Kunst materialisieren ließe.
„Helle Sommernacht. Rahsegel liegen im Hafen. Jasminduft aus den Gärten. Die Klippen schwarz wie schlafende Tiere in der Wasseroberfläche.“ Oluf Høst 1
Salzluft, Tang, Wasser und Land. In der Ferne eine Räucherei. Über weiten Feldern in strotzendem Gelb ein blaues Band. Wolkenspiel. Ein Gewitter zieht auf und taucht den Himmel in eine bedrohliche Stimmung. Wellen umschlingen Felsen und spucken sie wieder aus. Rohheit und Schönheit in simultaner Erscheinung. Ich vertraue der See und fürchte sie zugleich. Zwischen hohen Klippen atme ich meine Umgebung ein und speichere sie in meinen Zellen, um die Eindrücke in Sicherheit zu bringen. Die Farben, Formen und Gerüche. Etwas verbindet mich mit dieser Landschaft. Kühle Nächte und helle Sommer, blaue Stunden und das unermüdliche Farbspiel des Meeres. Wie die nordische Landschaft in Ihrer Gesamtheit in mir nachschwingt, möchte ich sie künstlerisch zum Ausdruck bringen. Eine Essenz destillieren aus dem Erlebten.
Zum Kern der Sache vordringen und ihre Kraft in eine andere Form überführen, die aus mir und meinem Dialog mit dem Himmel, dem Meer und dem Horizont erwächst. So war es auch die Begegnung mit den Werken Oluf Høsts, welche mir die expressionistische Darstellung nordischer Landschaften näherbrachte. Die Farbmodulation im Spektrum des kühlen Blaus. Das Rauhe der Oberfläche, welches durch die Abstraktion der realen Landschaft potenziert wird. Das Lineare und das Flächige. Die Transformation von Gesehenem als Ausdruck des Inneren. Expression statt Realismus. Ich entferne mich von der Natur und schöpfe doch aus ihr. Durch Reduktion und Überwindung des Tatsächlichen befreie ich mich von der Naturgewalt. Nur so kann ich das Meer bezwingen und dessen Substanz im Bild fixieren, um Arbeiten zu erschaffen, welche die Kraft der Landschaft und des Lebens an der See bündeln, ohne bloßes Abbild zu sein.
1 In Sandberg, Jens H. (1998): Das Oluf Høst
Museum. Gudhjem: Oluf Høst Museet.. S. 53.