Anne Martin
Anne Martin
geb. in Erfurt. Studium der Philosophie, Anglistik, Kulturwissenschaft in Leipzig, Lehramtsstudiengang Kunst und Gestaltung am CDFI. Einzelausstellung: sollbruchstellen im St. Spiritus Greifswald, 2020; Ausstellungsbeteiligungen u.a.: Galerie Rotklee Mauerfall, 2019, Kunstlandschaft Kulturhaus Mestlin Hauptsache die Haare schön, 2019; Illustrationen: Risse - Zeitschrift für Literatur, Heft 42), Sibylla Schwarz - Gesamtausgabe, Reinecke und Voss, Leipzig 2020; Förderpreis des Kunstvereins Art7 Greifswald, 2018.
kaftan
Die Arbeit kaftan. setzt sich mit dem utopisch-politischen Potential von Kunst auseinander. Ausgang sind die vielen, vielen Male der letzten Jahre, in denen ich mich über die ökonomischen Zustände unserer neoliberal verfassten globalisierten Welt irritiert, wütend, ratlos, bis hin zu verzweifelt erlebt habe. Meist schloss ich derartige Beobachtungen und Gedanken mit einem eher resigniert traurigen Konjunktiv ab wie: "Gäbe es x nicht,...", "Wenn man x einfach verbieten könnte,..." oder schlicht, "Wäre es anders als es ist, dann...". An einer Stelle stellte ich die These auf, dass es mit Blick auf den moralisch-ökologischen Wahnsinn der Textilindustrie besser wäre, gäbe es nur eine sehr limitierte Auswahl an Kleidungsstücken, wie Kaftane. Würden also nur noch Kaftane produziert, von denen jeder Mensch vielleicht vier besitzt, wie viele Ressourcen könnte man sparen, die man anders einsetzt, spendet, z.b: für die Menschen, die bis dato unter widrigen Bedingungen eben jene Textilien für uns produzierten. Um so etwas durchzusetzen bräuchte man eine Partei, eine Bewegung, die kaftanpartei. Fortan schloss ich utopisch-politische Gedankengänge immer damit ab, dass die kaftanpartei x oder y tun würde, ungeachtet vermeintlich realpolitischer Faktenlagen und Alternativlosigkeiten. Das Gefühl, nach derartigen Setzungen, die sich gezielt dogmatisch gegen alle bekannten Einwände der Komplexität eines global vernetzten Wirtschaftsraumes oder der vermeintlich unhintergehbaren Natur des Menschen stellten, löste in mir ein wundervolles Gefühl von Befreiung aus, ähnlich dem Gefühl, einen Pinselstrich zu setzen und damit Tatsachen zu schaffen. Wenn die kaftanbewegung also realpolitisch gerade wohl noch keine ihrer Forderungen durchsetzen könnte, sollte sie sich zumindest als Kulturtechnik, als Kunst ausdrücken, um jenes Gefühl der Freiheit und Befreiung wenigstens ästhetisch zu realisieren. Und das befreite Gefühl IST ja real, Kunst IST real und was sie schafft und wie sie auf uns wirkt ja auch.
Die Arbeit hat die Form einer multimedialen Installation, in welcher von drei Objekte textlich, sowie fotografisch als auch performativ ausgegangen wird. Der Kaftan und ein personalisierter Dederonbeutel als textile Objekte sind Bildgegenstand als auch Textinhalt. Das Manifest, ist Bildimpuls, Tonspur und Einladung. Bei einer Betrachtung in Leserichtung von links nach rechts, beginnt die Betrachter*in paradoxerweise bei einer Rahmung mit der Aufschrift "Ausgang". Darin findet sich eine kachelartige Anordnung, in der sich farblich überreizte Fotografien von Einkaufssituationen und kreischend bunte Verpackungsmaterialien von Gummitieren abwechseln (18x 14x19cm). Rechts davon findet sich ein zweiteiliges Bild (50x70cm) über einer Ansammlung von Schaltern, mit einer zurückgenommeneren Farbgebung, welches Bild und Textebene durch die Begriffe Kaftan, Prohibition und Kunst verbindet. Mit etwas mehr Abstand nach rechts sind drei Stühle unter einer Art Tryptichon platziert, auf der sich Objekte befinden. Mittig liegt das Manifest, umgeben vom Kaftan (links) und dem Beutel (rechts). Das Tryptichon (3x 50x70cm) zeigt in einer noch weniger gesättigten Farbigkeit, die man schon als blass bezeichnen könnte, die von Grün und hellem Beige dominiert wird, den Kaftan in frontaler (links) und seitlicher Ansicht (mitte), sowie eine in einen Kaftan gekleidete, kniende und Sauerkraut essende Person. Auf dem mittleren Stuhl nimmt während der Performance, eine Kaftan tragende Person Platz und liest aus dem Manifest.
kaftan.
eine art manifest.
(textsorte aber prinzipiell frei interpretierbar.)
1) WIR (pluralis modestiae, im folgenden p.m.), denn bislang sind WIR (p.m.) nur mit einer person assoziiert, also WIR (p.m.), die kaftanbewegung, stehen für einen materialisierten gedanke, den kaftan. dieser gedanke an den kaftan wurde geboren an einem holztisch, wahrscheinlich bei bier. einen stammtisch haben WIR (p.m.) nicht. wir meinen alles folgende sehr ernst, denn der kaftan ist uns sehr wichtig. der kaftan ist ein jahreszeiten,- geschlechts-, und klassenneutrales kleidungsstück. WIR (p.m.) wollen keine jahreszeiten nivellieren, wir freuen uns über deren unterschiede, solange es diese noch gibt. WIR (p.m.) freuen uns daher über den kaftan, der in allen wetterlagen taugt, denn unter ihm zirkuliert die luft. luft ist ein guter werkstoff. zum atmen, denken und dämmen.
2) über die anderen unterschiede, die nichts mit dem wetter zu tun haben, freuen WIR (p.m.) uns nicht: über die der geschlechter, der hautfarben, über die der klassen und die der beziehungsführung und über die konsumorientierten antworten darauf: auf all die unterschiede reagieren WIR (alle) mit verschiedenen blicken, gehältern, erwartungen an uns selbst und andere, verschiedenene klamotten, in denen wir dies tun und verschiedene architektonische gegebenheiten, in denen wir diese klamotten als mann oder frau kaufen oder als produzent herstellen (diese gebäude stürzen bisweilen ein) oder sie konsumieren (diese gebäude haben meist verglaste fassaden und stehen in fußgängerzonen, von denen man nicht weiß, wo sie sich auf dem planeten befindet.
3) WIR (p.m.) gehen davon aus, dass menschen es zwischen diesen ganzen glasfassaden schwer haben, die beste version ihrer selbst zu sein und einen mündigen und sozial wie auch ökologisch verträglichen begriff vom guten leben zu entwickeln. das bemerken wir oft an UNS (p.m.) und anderen. viele menschen wollen viel, wenn nicht sogar alles richtig machen und erstaunlich viele haben auch eine vorstellung davon wie das gehen könnte. aber oft fällt dann doch der satz "ach, scheiß drauf", wenn man müde ist, oder keine zeit hat und gewohnheit schlicht bequemer ist. WIR (p.m.) gehen davon aus, dass der mensch inmitten neoliberaler marktangebote hilflos ist wie ein kind. kindern hilft man. kindern gibt man keine dinge, mit denen sie nicht umgehen können, oder mit denen sie anderen schaden können. man befähigt sie zu verhaltensweisen, man übt sie ein in sozial erwünschtes, in einen begriff vom guten leben.
4) WIR (p.m.) möchten gern genauso geschützt
werden in anbetracht der tatsache, dass
wir alle gummibärenpackungen im netto aufkaufen könnten, um sie allein zu essen. niemand würde und dürfte etwas sagen,
weil es unsere eigene verantwortung ist.
aber es gibt ganze lehrstühle für werbepsychologie, verpackungsdesign und lebensmitteltechnologie,
in denen produkte konzipiert und vermarktet werden, die uns nicht als verantwortungsvolle wesen adressieren, sondern eben als gierige, ängstliche kinder, die den weltschmerz, den die menschliche verfasstheit mit sich bringt (das vereinzelt sein und das dazu gehören wollen, das sterblich sein und auch das nicht zu mögen) mit produkten versuchen zu lindern, denn irgendwie lindern muss man ihn ja, das sehen auch WIR (p.m.) ein, wir bezweifeln nur, dass es mit snickers, cola, handyapps, lifestyletrends und chipsfrisch funktioniert.
WIR (p.m.) wollen schutz vor beknackten produkten und dienstleistungen, vor zu vielen klamotten, dingen und industriell gefertigten lebensmitteln. WIR (p.m.) glauben nicht, dass UNSER (aller) leben durch verzicht schlimmer würde, WIR (p.m.) glauben eher, es würde leichter, es würde gerechter, wohlwollender, kreativer und spielerischer.
5) radikale prohibition. glauben WIR (p.m.). prohibition und kunst. möchten WIR (p.m.) denn verzicht erzeugt kreativität. prohibition und kreativität. seien WIR (alle) kreativ.
6) WIR (p.m.) nutzen gedankenexperimente, um uns einen begriff von einer welt zu machen, in der man keinen produkten und praktiken mehr ausgesetzt ist, die sowohl ökologisch, physiologisch, sozial als auch politisch höchst fragwürdig sind, mit denen wir aber dennoch tagtäglich überhäuft werden, als wäre es das normalste von der welt. so ist die kaftanbewegung allererst entstanden, über ein gedankenexperiment auf holzmobiliar in einer ausschanksituation: man sagt sich, x ist falsch, x sollte es nicht geben. also x streichen. aus dem system ziehen und gucken, oder besser denken, was dann passiert, was an die stelle von x tritt. dabei merkt man, dass dinge anders gedacht werden können, das dinge und vor allem menschen felexibel, fluid und immer im werden sind, dass es keine alternativlosigkeiten im umgang mit uns selbst gibt, dafür sind wir ja menschen und keine hölzer oder gletscher- wir können uns selbst einen begriff von uns machen und können uns entsprechend verhalten und brennen oder schmelzen nicht einfach ab, wenn die äußeren bedingungen dies auslösen. versuchen WIR (p.m.) uns also umzudenken und schauen mal, ob wir uns auch anders begriffen mögen können.
7) gedankenexperiment I: textilindustrieverbot: kaftan als globale schuluniform man stelle sich vor, dass der kaftan das universalkleidungsstück der weltbevölkerung wäre. zwei stücke stoff aneinander vernäht. jeden tag zu tragen. jeder braucht vielleicht 5 stück. kinder müssten keine onesies mehr in bangladesch für den europäischen markt nähen. die konsumenten sogenannter onesies könnten so z.B. ihr onesiegeld, resp. den differenzbetrag von allen onsies, hoodies, cardigans, baggies, mini-, maxi- und mediumröcken und allen accessoirs dieser welt, an die kinder in bangladesch spenden. damit kann man schulen bauen und eine schuluniform hat man ja ohnehin schon. alle wären gleich und nicht durch kleidung als statusmarker geschichtet. man hätte sehr viel mehr zeit, da man sich sowohl die zeit vom textileinkauf, als auch bei der morgendlichen textilauswahl spart. und da menschen meist gern individuelle dinge haben, könnten sie mit ihrem kaftanrohling sehr kreativ umgehen und ihm bei bedarf noch zehn taschen oder eine kapuze hinzufügen, ergo, kreativ und selbstwirksam sein, also einem menschlichen grundbedürfnis folgen. da kaftane schnell und leicht herzustellen sind, kann man sie regional produzieren. es bedarf keiner ausgelagerten textilindustrie mehr, die mit enormen warenbewegungen, damit logistik, damit brennstoffverbrauch einhergeht. durch den sehr pragmatischen schnitt des kaftans, der sich jeder betonung und verstärkung der linien vermeintlicher normschönheit enthält, läuft man durch ihn viel weniger gefahr der diskriminierung und beschämung von individuen aufgrund ihrer körperformen. der körper sollte vor allem eine instanz sein, mit der das individuum selbst gut leben kann, durch die es wohlsein und lust mit sich selbst und konsensuell mit anderen erfährt und die es befähigt, die dinge auszuführen, die es ausführen möchte. der körper ist schützenswert, schön, lustvoll und sein erhalt wichtig, aber der körper ist kein götze.
8) gedankenexperiment II: haustierverbot: wie menschen mit ihrem scheiß unter sich bleiben sollten: die kaftanbewegung denkt darüber nach, haustiere zu verbieten. dabei geht es nicht darum, hunde und katzen zu beschlagnahmen und ihren besitzern zu entreißen, sondern um eine langfristige entwicklung, welche haustierhaltung nach und nach mit der zucht einzig für den menschen geschaffener geschöpfe ausschleicht und abschafft. die gründe hierfür sind vielfältig: haustiere, besonders hunde und katzen sind ressourcenintensive investitionen. dabei geht es nicht nur um das geld für leine und körbchen, sondern um die täglichlichen fleischrationen, welche diese wesen zum überleben brauchen. gewöhnlich kommt dieses fleisch aus dosen und anderem verpackungsmaterial. täglich. WIR (p.m.) sind uns bewusst, dass es sich hier um ein sehr sensibles thema handelt, nicht umsonst geben wir hunden das attribut "der besten freund des menschen" zu sein und bei haustierhaltung wird stets auf den psychohygienischen nutzen verwiese, womit gefühlen von einsamkeit und dem motivationsmangel für tägliche bewegung begegnet wird. aber was tun WIR (alle) da eigentlich? wir benutzen andere spezies dazu, unsere menschlichen probleme zu lindern und züchten uns lebende kuscheltiere, um uns als bessere wesen zu fühlen. WIR (p.m.) wissen darum, wie niedlich katzenbabies sind, wenn sie sich einem in die hand schmiegen und wie schön das gefühl ist, wenn ein hund frenetisch mit dem schwanz wackelt und schier außer sich ist vor freude, dass wir wieder da sind und uns anspringt, wie es die besten hollywoodschmonzetten kaum zu inszenieren vermögen, aber WIR (p.m.) finden, dass wir versuchen sollten, uns solche gefühle des gebraucht, geliebt und anerkannt seins selbst, also untereinander, also unter uns menschen geben sollten, gerade weil wir hunde und katzen mögen und sie mehr respekt verdienen, als unsere zwischenmenschlichen defizite auszugleichen. nun mag man sagen, dass solche "reinen" beziehungen zwischen menschen viel schwerer herzustellen sind, da menschen uns ihre komplexen strukturen durch ihre menschliche sprachfähigkeit auch mitzuteilen im stande sind, was es oft schwierig macht, auf dauer und konstant gut miteinander auszukommen und es konfliktuöser ist als 15 jahre täglich mit einem hund zusammenzuleben (WIR (p.m.) verweheren uns hier sehr gegen die auffassung, menschen seien "komplexer" als tiere und damit schwierigere zeitgenossen, denn wir gehen davon aus, dass tiere ebenso komplex, nur mit viel weniger mitteilungsmöglichkeiten unserer aufmerksamkeitsökonomie gegenüber sind). ja, mit hunden und katzen zusammenzuleben ist etwas anderes als mit menschen und es scheint simpler, aber wenn es darum geht staudämme und autobahnen auf unwegsamem grund zu bauen, ist UNS (allen) ja auch nichts zu schwer, also gehen WIR (p.m.) davon aus, dass wir lernen können müssten, untereinander mit uns so liebevoll und wertschätzend umzugehen, dass wir uns auch auf reiner freude über- und aneinander anspringen könnten, wenn wir abends wieder nach hause kommen. UNSER (p.m.) gedankenexperiment stellt sich also eine welt vor, in der hunde und katzen für sich das leben leben, was sie leben wollen und wir damit einem respektvollen egalitären begriff der natur folgen, die an sich und für sich ein recht auf bestand hat und nicht objektiviert für uns. wir stellen uns hier als beispiel eine goße wohnsiedlung im plattenbaustil vor, in einer größeren stadt der nördlichen hemisphere. für gewöhnlich drehen hier am vormittag rentnerInnen runden mit allen möglichen terrier-arten. viele davon tragen schleifen im haar und sind in deckchen gewickelt. alle drehen runden, die menschen reden mit den hunden, denn sie fühlen sich allein, deshalb haben sie die hunder ja auch. aber die menschen reden nicht mit sich. WIR (p.m.) gehen davon aus, dass die menschen, hätten sie die hunde nicht mehr, mit sich reden müssten. vielleicht in einem nachbarschaftstreff. da sie sich immer wieder sehen müssen, da sie ja keine hunde zur einsamkeitsbewältigung haben, wären sie mehr aufeinander angewiesen und vielleicht dadurch weniger streng zueinander, wohlwollender, freundlicher, denn man will ja, dass es schön ist im nachbarschaftstreff.
9) gedankenexperiment III: sauerkraut statt südfrüchte. spart transportkosten- und ressourcen. ist gesund.
10) gedankenexperiment IV: sauerkraut statt haribo. (s.o.)
11) gedankenexperiment V: die aufteilung von systemrelevanter lohnarbeit, kollektive einsätze, grundeinkommen und kunst. WIR (p.m.) sprechen UNS (p.m.) für eine 25h-arbeitswoche aus, um die arbeit auf viel mehr schultern zu verteilen und so auch dem problem der arbeitslosigkeit und dm arbeitsmarktwandel durch digitalisierung zu begegnen. außerdem gehört zu UNSEREM (p.m.) begriff des menschen auch seine kontemplative freie entfaltung. will er länger arbeiten, weil er so erfüllt ist von seiner tätigkeit, dann möge er das gern mit entsprechender vergütung tun, er muss es aber nicht, da er durch ein bedingungsloses grundeinkommen abgesichert wäre. das entlastete vor allem die körper und psychischen systeme von menschen in zehrenden und oft von der personalen identität entfremdeten berufen wie fließbandarbeiterInnen, reinigungskräfte, oder personen im tiefbau, dinge also, die anstrengend sind, den körper auf dauer und in ihrer einseitigkeit verschleißen und kein hohes sozialprestige genießen. damit bleibt eventuell etwas arbeit liegen, aber da ja alle am tag nur zu 5h arbeiten müssen, könnte man sich ein system vorstellen, dass menschen, die dazu körperlich in der lage sind, immer für ein paar stunden im monat verpflichtet, an stellen auszuhelfen, wo es gerade umweltbedingt notwendig ist, mehr arbeit zu verrichten, weil es mit erntezeiten oder witterungsbedingungen beim bauen zusammenhängt. dadurch schaffte man zum einen viele neue erfahrungen für menschen, deren geistige gesundheit und stabilität auch von neuem imput profitiert und ein größeres gegenseitiges verständnis der individuen einer gesellschaft untereinander, denn wenn man weiß, wie es ist, mehrere stunden fremde toiletten zu putzen, oder auf dem feld zu stehen oder steine zu verlegen, wird wahrscheinlich auch gewillter sein, verteilungsgerechtigkeit walten zu lassen. es bedürfte für so ein rotationssystem natürlich eines neuen verwaltungsapparates,der wieder neue teilzeitarbeitsplätze schafft und der auch mit dazu beitragen soll, geduld in der gesellschaft neu einzuüben, da wahrscheinlich nicht alle dienstleistungsbedürfnisse instantan erfüllt werden können, wenn weniger volkswirtschaftlich gearbeitet würde, weil sich mehr tätigkeit auf selbstentfaltung und die pflege sozialer umwelten bezieht, indem man z.b. viel mehr und qualitativer miteinander redet und zu reden lernt, damit dann aber aber stabilere soziale beziehungen schafft, die eine condition sine qua non für körperliche seelische gesundheit ist. WIR (alle) wären also weniger krank und könnten damit die gesundheitsausgaben minimieren, durch ein bisschen mehr zeit für selbstsorge und gemeinschaftliche und solidarische arbeitsverteilung.
12) gedankenexperiment VI: die radikale einschränkung digitaler medienangeboten. soziale medien und streaming dienste unterwandern unsere sozialen beziehungen, auf denen unser menschsein und wohlbefinden ruht, indem sie dazu tendiert, oberflächliche quantität an die stelle langfristiger tiefgründigkeit zu stellen. soziale medien können beziehungen unterstützen und vielleicht auch stiften, allerdings sind sie vor allem profitorientierte algorithmen, denen es vordergründig darum geht, unsere zeit und aufmerksamkeit an ihre dienstleistung zu binden, um werbezeit profitabel verkaufen und daten von uns sammeln zu können, um noch präzisere werbung machen zu können. all das ist gefährlich, gerade, weil es sehr subtil funktioniert, uns abhängig macht und damit unsere sozialfähigkeit nachhaltig beeinträchtigt. man könnte auch sagen, es sind junkfood-endorphine, die durch likes und herzchen auf instagramm und co. und durch binge-watching nächte in uns frei gesetzt werden. klar, fühlt es sich erst einmal gut an. man ist unterhalten und fühlt sich verbunden. aber womit? mit einem amorphen, abstrakten produkt, was andere erdacht haben. für uns und einen besonders trägen teil in uns, der sich keine mühe mehr geben will, ins theater zu gehen oder einen gedichtband zu lesen, weil sich da unterhaltung erst mit "arbeit" einstellt. es gibt phänomenal gute programme und medienprodukte, welche uns die unterhaltungsindustrie präsentiert, aber die frage ist, wie sehr WIR (alle) dadurch ermächtigt werden, über uns nachzudenken, uns zu begreifen, zu gestalten und zu erfinden in der jeweiligen umwelt, in der wir uns sehr konkret befinden, oder ob es uns nicht doch eher ablenkt und hindert, in einer tatsächlichen welt mit uns als konkreten psychen und körpern umzugehen. limitation und ein sehr sehr sehr bewusster umgang und die einübung in denselben scheinen hier geboten.
13) da wir (p.m.) eben nur ein pluralis modestiae sind und aber plurale anliegen im eigentlichen sinne haben, freuen WIR (p.m.) uns über gesellschaft. vielleicht für kaftanspaziergänge, um die kaftanmode salonfähig zu machen oder gleich den ganzen (sinnvollen, wasimmer das heisst, aber das gilt es ja immer auszuhandeln) paternalismus . oder um über verbote und deren begrenzungen zu sprechen, denn ein darauf kommt es ja vor allem an, beim nachhaltigen umstrukturieren und neueinrichten, um kommunikation und koordination, damit niemandem weggenommen wird, was ihm am herzen liegt, nur, worauf legitimerweise, nach genauer betrachtung verzichtet werden kann. es geht nicht um die umstellung der menschlichen verfasstheit (wie sollte es auch), nur der übersetzung deren ausdruck in weniger schädliche verhaltensweisen für die physis und psyche. darum geht es im übrigen immer, wenn man mal genauer überlegt: was der mensch eigentlich ist. er scheint ein wesen zu sein, was auch ohne pfennigabsätze und gummibären überleben kann. diese aussagen ist sehr plasuibel. der mensch stürbe nicht, könnte er nur noch kaftane tragen. das sind die grundannahmen UNSERER (p.m.) bewegung.
14) bei interesse oder auch nur dem bedürfnis,
UNS (p.m.) begründet zu sagen, wo sich denkfehler aufgetan haben und weshalb es z.b. wichtig sei alle googolplex hoch
sich selbst (das ist einfach eine sehr große zahl) haribosorten zu behalten, freuen WIR (p.m.) uns, denn WIR (p.m.) wissen, dass denken eine soziale angelegenheit ist, man nie alleine denkt und sind dankbar für austausch und gespannt unter kaftanbewegung@gmx.de.
15) danke fürs lesen bis hier her. wider dem konsumschrott, gegen den man sich so schwer wehren kann. go kaftan, go.
16) ab hier ist weiß und damit platz für EURE und damit UNSERE (aller) neuen gedankenexperimente und -gänge: